Donnerstag, 1. Oktober 2015

2015 Sella Ronda Trail Running - Ein Lauf in Italien


https://youtu.be/fCK3UKkDFGM

Eine wunderbare Atmosphäre allein durch das Feuer, das sie morgens um halb fünf Uhr  im Startgelände in Kesseln entfacht hatten.



Das mit der Start-Nummer klappte, Zahlung war anscheinend angekommen. Ich zog mich im Auto, ein paar Hundert Meter vom Start entfernt um (Vorteile eines kleinen Laufes) und musste noch auf die Toilette. Das war schon schwieriger. Kurz vor dem Start bestand da noch eine längere Kolonne, es hatte nur ein WC und wie sich herausstellte, hatte es kein Papier mehr. Es sollte ja ein Abenteuer werden, also kein Murren.

Der Start verzögerte sich um 10 Minuten und schon rannten sie los, es ging bereits vom Start weg aufwärts und ich kopflos hinterher. Das war zum Glück nur der Spurt durchs Dorf, als die Steigung grösser wurde, gingen alle in den Laufschritt über. Fackeln säumten den Weg. Die haben schon ein Auge für Details.

Wir machten locker ein paar hundert Höhenmeter und da kam die Sonne. Zuerst war ihr Schein auf den Gipfeln zu sehen, Nebelschwaden kamen auf.



Der erste Posten auf dem ersten Pass. Ich griff gleich zum warmen Getränk, es war Tee. Das erste von insgesamt drei Getränken, die ich ohne sie vorher zu testen, zu mir nahm. Zum Glück rächte sich das nicht.

Danach ging es hinunter nach Wolkenstein und von dort wieder hinauf. Nicht nur aufs Grödner Joch, nein wir mussten weiter hinauf. Das zog sich wie ein roter Faden durch den Lauf. Immer mussten wir höher hinauf und Umwege laufen. Doch wir kannten ja das Programm und irgendwie mussten die 59 Kilometer und 3378 Höhenmeter zusammenkommen.

Noch parlierten die Italiener miteinander und ich lief alleine für mich und liess sie in Ruhe. Erst auf dem Weg nach Corvara sprach ich zwei auf Englisch an und sie freuten sich über den Mann aus Switzerland. Erst später versuchte ich es auf Italienisch und es gelang immer besser, sogar Konjunktivformen, die ich zuletzt in der Schule vor über 40 Jahren gelernt und angewendet hatte.



In Corvara hatte ich nur eine halbe Stunde Zeitreserve. Es galt, nicht zu trödeln. Doch jetzt ging es wirklich steil hinauf, jetzt sprachen auch die Italiener nicht mehr, es war nur das Klappern der Stöcke zu hören.

Und als wir oben waren, tat sich eine weitere Steigung auf, über eine Skipiste, die war so steil, dass wir in Serpentinen hochliefen. Und der Posten war nicht auf dem höchsten Punkt, es ging noch weiter hinauf, fast kletternd.


und ebenso hinunter



 Aber dann begann ein Traum Trail hinunter durch wunderschönes Gelände.



In Arabba hatte ich eine Stunde Zeitreserve. Na also. Geht doch.

Was nicht immer lief, war mein Magen. Ich ass regelmässig, hatte nebst Riegel noch Nuss-Stängeli (Protein und Kohlenhydrate) und gedämpfte Kartoffeln dabei. Auf Gel wollte ich verzichten. Wenn ich ass und wenn mein Magen leer war, wurde mir etwas schlecht. Wenn er voll war, lief es viel besser. Zum Glück gab es Cola unterwegs und zwei mir unbekannte Getränke, eines davon mit Salz, die mir gut taten.

Ich traf die beiden Italiener, die ich schon früher gefilmt hatte und zusammen liefen wir hoch. Oben hatte es ein paar ausgesetzte Stellen, die mir nicht mehr so Mühe machten wie früher. Kann man die Höhenangst durch Übung überwinden? Es scheint zum Teil so.

Wir waren oben, als es wieder weiter hinaufging. Wieder eine steile Skipiste.



Als Skifahrer würde ich dieses Teilstück geniessen. Ein Läufer meinte, das sei der letzte Aufstieg. Der Spassvogel irrte sich gewaltig.

Die Strecke zog sich jetzt hin, wir hatten den letzten Pass schon von weitem gesehen, mussten aber rund um ein Gebirge rum und konnten nicht auf dem direkten Weg dorthin laufen.



Und was das an Zeit kostete. Plötzlich drängte es. Es war vier Uhr und um vier Uhr dreissig war Schluss am nächsten Posten, den wir jetzt nicht mehr sahen. Und niemand wusste, wie lange es noch dorthin war. Es waren drei Gebäude zu sehen, aber keines war das Ziel. Jetzt ein Streckenposten, der uns den Weg zeigte, er meinte noch eine halbe Stunde. Wir rannten jetzt und gaben das letzte und nach 15 Minuten waren wir am Posten.

Jetzt konnte nichts mehr passieren, nur noch runter nach Canazei. Natürlich kam es anders, sie schickten uns auf Umwegen nach unten. Das war mir jetzt aber egal, ich mobilisierte meine letzten Kräfte und lief den anderen davon auf den letzten vier Kilometern und runter ins Ziel. Danach gab es auch ein Wiedersehen mit den beiden Italienern und wir hockten uns hin, sie assen einen Teller Pasta, der offeriert wurde, ich freute mich über den herrlichen Apfel aus dem Vinschgau und ein alkoholfreies Bier.



Das Rennen ist ein Traum. Was für eine Umgebung, da mitten in den Dolomiten, mit dreihundert verrückten Italienern, dazu herrliches Wetter, zwischendurch Trails zum Finger abschlecken.

Was will man mehr?

Vielleicht mehr Auswahl bei den Verpflegungsposten, mehr Zeitreserve, um das alles mehr geniessen zu können. Dafür würde ich auch gerne mehr zahlen.
Als Schweizer ist es unglaublich günstig. 50 Euro, 70 bei späterer Anmeldung. Das ist halb geschenkt. Es gibt ein T-Shirt (schon vor dem Start), eine Finisher Mütze, Verpflegung unterwegs, sehr gute Markierungen, Pasta nach dem Zieleinlauf und viel Italianità.

Prädikat: absolut empfehlenswert

http://www.sellarondatrailrunning.com/pagina.asp?pid=589&l=1


Mittwoch, 19. August 2015

2015 Irontrail - Schwindlige Berghöhen





Schwindlige Berghöhen in Graubünden

Filmbericht:
https://youtu.be/U44V0U9pDB0

Nachdem es letztes Jahr geklappt hatte mit dem Finish beim in diesem Jahr nicht mehr angebotenen Lauf von Samedan nach Davos über 145 Kilometer und 8‘220 Höhenmeter, ging ich zuversichtlich, schon fast überheblich an die Aufgabe, die 200 Kilometer und 11‘000 Höhenmeter in diesem Jahr zu laufen.



Ich traf am Vorabend meinen Mitstreiter vom letzten Jahr, Marc, und wir sassen mit vier anderen Läufern im Café Schneider und assen Pasta und Pizza.





Verbesserung Nr. 1: Nicht mehr so spät am Abend essen und keine Teigwaren mit soviel Olivenöl

Keiner von uns sechs sollte das Ziel in Davos erreichen. Ja, rund die Hälfte der Teilnehmer vom T201 sollte das Ziel in Davos nicht erreichen.  Das sind die Zahlen, wenn ich richtig gerechnet habe:




         Frauen

       Männer

Arosa


1

Savognin

1

16

Maloja

2

29

Pontr

4

8

Samed

1

20

Bergün

1

6

DNF

9

80

Finisher

12

81


Es fing alles sehr gut an, das Wetter hätte nicht besser sein können. Nur die Stimmung beim Start hätte besser sein können, beim Swiss Alpine läuft es einem kalt den Rücken hinunter beim Abspielen von Conquest of Paradise. Ohne musikalische Einpeitschung ging es los. Wir liefen zu fünft los und unterhielten uns prächtig.


Rauf zum Sertig, den ich vom K78 kenne, runter und wieder hinauf zur Kesch Hütte.



Da ging es nur noch zu zweit weiter, Marc und ich waren zügig unterwegs. Bis Bergün joggten wir fast nur noch, es lief uns super.
In Bergün gab es leider auch nur wieder die beschränkte Nahrungsauswahl. Brot, Bananen und Schoggikuchen ertrage ich nicht, daher blieb nur der Riegel übrig und Salznüssli. Und das Enervit Getränk. Das hatte ich vom letzten Jahr in guter Erinnerung, doch damals war es kalt und feucht, jetzt war es warm und sehr trocken. Ich trank davon literweise, der Mund war so schnell ausgetrocknet, dass ich immer wieder den Mund ausspülen musste.

Verbesserung Nr. 2: Eigenes Pulver mitnehmen (Sponser Competition, säurefrei) und wenn es zwanzig Beutel sind.

Ich hatte Kartoffeln von zu hause mitgenommen, aber im Hotel vergessen. Vom Veranstalter gab es die erst in Naz und da waren wir schon fast 8 Stunden unterwegs.

Verbesserung Nr. 3: Kartoffeln mitnehmen, evtl. Kokosfett und Nuss-Stängeli (Tipps von Spitzenläufern und einem Arzt)

Diesen Teil der Strecke kannten wir noch nicht und natürlich hatte ich das Profil nicht so im Detail studiert, daher war es mental schwierig im Tal unten vorne Samedan zu sehen und dann aber nach rechts abbiegen zu müssen, um zuerst nochmals 600 Höhenmeter hinauf und 700 hinab zu bewältigen.

Dafür bekam ich von einer Frau beim Verpflegungsposten ein Biberli aus ihren privaten Beständen. Das rettete mich vorerst.


Verbesserung Nr. 4: Profil besser studieren, Timetable öfters hervornehmen

Wir kamen bevor es dunkel wurde in Samedan an, ich ass Kartoffeln, die Teigwaren brachte ich nicht hinunter, ja sie lösten sofort einen Brechreiz aus und wir legten uns für 15 Minuten hin.

Gleichzeitig mit uns verliess Rebecca das Gebäude und wir liefen mit ihr auf den Muottas Muragl. Wir mussten gleich wieder Jacke und Mütze ausziehen, es war so warm.

Jetzt hätte ich die Strecke eigentlich kennen müssen. Doch dass es auf dem Muottas nicht direkt hinunter nach Pontresina ging, sondern zuerst hinunter und dann fast 400 Meter hinauf hatte ich verdrängt. Und wie es hinaufging, als müsste man in einem Treppenhaus im Empire State Building (381m) bis oben hinaufsteigen.

In Pontresina kam uns ein Licht  entgegen, Günther fragte uns, ob wir ein Signal gesehen hätten, weil weiter vorne sei nichts mehr zu sehen.

Wir beschlossen, einfach runter ins Dorf zu laufen. Dort gab es in einer Tiefgarage einen weiteren Verpflegungsposten. Zu fünft liefen wir nun weiter, mit Günther und Stefan, dazu Rebecca, Marc und ich.

Es wurden die längsten 7 Kilometer meines Läuferlebens, keiner joggte mehr, wir benötigen eine Ewigkeit bis zur Roseg. Nichts erfreute das Auge, es war dunkel, nur das gewaltige Rauschen des Wassers war zu hören.


Nun ging es hinauf auf den/die/das Fuorca Surlej. Ich hatte keine Energie mehr und mir war schwindlig, so muss es sein auf den letzten Höhenmeter beim Mount Everest. Man muss nicht lange nach Nepal reisen, all das kann man auch bei uns miterleben.
Ich lief mit Rebecca, die ebenfalls Mühe hatte, im Zeitlupentempo nach oben. Dort gab es einen kurzen Gipfelzmorge.


Nicht mal für das Foto schaffe ich es, den Bissen herunterzubringen

Später bei der Seilbahnstation gab es wieder Verpflegung, der Käse war aber schon alle. Und die Matratzen vom letzten Jahr fehlten. Die drei anderen waren schon länger oben, Stefan lief gleich los, als wir ankamen. Da waren wir noch zu viert und liefen runter nach Maloja.



 

Für mich war klar, dass ich hier aufhören würde. Wir Läufer können einen Lauf geniessen zwischen den Krisen, doch wenn der Lauf nur noch aus Krise besteht, macht es definitiv keinen Spass mehr. Ich hätte eine längere Pause benötigt, doch blieb mir in Maloja nur noch eine Stunde.

Schade, dass das so eng ist und dafür später viel Zeit zur Verfügung steht. Ich hätte acht Stunden mehr Zeit gehabt für die zweite Hälfte, zwei Stunden Schlaf in Maloja hätten Wunder bewirkt.



 

Verbesserung Nr. 5: Geplante Ruhezeiten einhalten, nicht in der Euphorie zügig weiterlaufen

Die anderen drei liefen weiter, genau als es aus Kübeln zu schütten begann. Sie kamen später in den Bergen in ein Gewitter, der Blitz schlug in unmittelbarer Nähe ein. Beim Eigertrail haben sie einen Meterologen, der dieses Jahr einen Rennunterbruch empfahl. Diese Absicherung fehlt beim Irontrail.

Marc beendete das Rennen in Savognin, Rebecca und Günther liefen in der buchstäblich letzten Minute über die Ziellinie in Davos.

Mit einem Deutschen und einem Franzosen fuhr ich mit dem Postauto nach St. Moritz. Der Deutsche war schon auf einem früheren Bus, sie liessen ihn aber nicht mitfahren ohne Billett. Die Posten in Maloja waren entsetzt, dass es nicht geklappt hatte, wie es abgemacht war mit den Busbetrieben.

Beim erneuten Versuch liess uns der Chauffeur rein. Geschafft. Da stand einer auf, wies sich als Kontrolleur aus und wollte die Billette sehen. Ich zeigte ihm die Start-Nummer, er telefonierte, ging zum Chauffeur, kam zurück und wollte, dass ich ein Billett kaufe. Ich konnte nur lachen, ihm war es aber todernst. Das gab ein Hin und Her und irgendwann war es mir zu blöde, er soll doch einfach unsere Nummern aufschreiben und direkt mit dem Herrn Tuffli Kontakt aufnehmen.
In der Bahn waren wir willkommen.

In Davos gaben wir Chip und Tracker zurück auf unserem „Walk of shame“.
Was in Grindelwald letztes Jahr geklappt hatte, da erhielt ich nach 68 gelaufenen Kilometer ein T-Shirt vom E51, klappte hier nicht. Ich biss auf Bündner Granit und konnte ihnen kein T91 T-Shirt abschnorren für die 96 Kilometer, die ich gelaufen war. Dafür gab es als Trostpreis einen Mammut Buff.

Meine Tochter lief ab Freitagnachmittag den T91 über den Orgelpass, wo es bitterkalt gewesen sein muss. Sie hatte ebenfalls Probleme mit der Ernährung, sie konnte auch nichts mehr essen und musste auf der Lenzerheide aufgeben nach 51 Kilometern und ca. 2‘700 Höhenmetern.


Verbesserung Nr. 6: Die Strecken dem Können anpassen. Warum nicht mal kleinere Brötchen backen und den T91 laufen?


Landschaftlich ist es ein wunderschöner Lauf, einer der schönsten den ich kenne.

Wo sonst kann man 200 Kilometer laufen mit über 11‘000 Höhenmeter!
Ich komme wieder.

Wieder mal ein herzliches Dankeschön an alle Helfer und alle Organisatoren. Wir verdanken Euch die schönsten Abenteuer 

unseres Lebens.





Filmbericht






Foto-Film


 









Donnerstag, 23. Juli 2015

2015 Eiger Ultra Trail


2015 Eiger Ultra Trail – Läufer zu Gast bei Freunden
(for the english Version, scroll down)


Der Start wurde neu ins Zentrum des Dorfes verlegt. Die Stimmung morgens um halb fünf litt darunter, die Musik peitschte uns nicht ein, der Speaker hielt sich zurück und auch wir konnten nicht ungehemmt jubeln beim Startschuss bei all den Hotels und Häusern, in denen normale Leute noch schliefen.

In diesem Jahr lief Fabian mit mir, der Freund meiner Tochter, die 101 Kilometer mit 6700 Höhenmetern. Die Tochter startete zusammen mit meiner Frau beim E51 mit 3100 Höhenmetern.

Es war warm, kurze Hosen und ein T-Shirt genügten vollkommen. Ich lief ohne Stirnlampe los und verliess mich auf andere. Leider verpassten wir den Sonnenaufgang auf der grossen Scheidegg, die Lichtverhältnisse waren aber immer noch bezaubernd. Morgenstund, die wir meist verpassen.


Schon gab es den ersten Verpflegungsposten. Ich brachte zuhause fast nichts runter, ass einen Oat Bar auf dem Weg nach oben und trank vom mitgenommenen Competition. Oben gab es nun wieder einen Oat Bar und den Aprikosen Riegel.

Jetzt wurden wir zu Läufern und mit viel Energie ging es Richtung First. Schon vor der Scheidegg hatte ich Clive wieder angetroffen, meinen Pacemaker vom letzten Jahr.
 
Er sollte immer wieder mit Unterbrüchen mit uns bis zum Männlichen laufen. Fabian und ich blieben bis zur Ziellinie zusammen. Was nicht immer selbstverständlich war, doch dazu später.

Beim zweiten First Durchgang gab es wieder einen Verpflegungsposten. Unerwartet trafen wir dabei auf meine Frau und meine Tochter. Sie starteten wegen der Hitze eine Stunde früher und waren schneller unterwegs als geplant. Wir konnten es kaum fassen. So konnten wir zu viert weiterlaufen und uns alle beim Bachalpsee dem Fotografen stellen.

 

 
Der Jürgen aus Bensheim erkannte mich von meinen youtube Filmchen und machte mir vor versammelter Familie die schönsten Komplimente für meine Filmerei. Herzlichen Dank, Jürgen, das nächste Bier geht auf meine Rechnung.

Meiner Frau lief es nicht gut, sie litt noch unter der vor kurzem eingefangenen Blasenentzündung. Sie hatte keine Probleme damit, uns ziehen zu lassen. Die E51er haben strengere Durchgangszeiten, da können wir uns auf dem E101er auf dem Weg vom First zum Faulhorn 15 Minuten mehr Zeit lassen.

Zeitlimiten 51er
09.30 Uhr First
11.15 Uhr Oberläger Bussalp
12.30 Uhr Faulhorn 2680m


Wir liefen nun zu dritt los Richtung Faulhorn. Auf dem Weg hinauf wurde es immer kühler und es fing an zu regnen. Oben war es sehr ungemütlich. Wir zogen an, was wir mitgenommen hatten.

 
Um es eine Viertelstunde später wieder auszuziehen. Hatten wir schon damit gerechnet, den Rest in Kälte und Regen absolvieren zu müssen, schlug das Wetter wieder um und es wurde wieder trocken und richtig warm.

Du läufst los vom Faulhorn im Wissen, dass die Schynige Platte nie kommen wird. Nur so kannst du das mental durchstehen. Sie kommt wirklich erst dann, wenn du den Glauben an die Existenz dieses Verpflegungsposten schon längst aufgegeben hast.

Wenn du jetzt meinst, es gehe nur nach unten und kannst es laufenlassen, dann kennst du den Weg nicht von der Schynigen Platte nach Burglauenen. Es ist technisch anspruchsvoll und voller giftigen Gegensteigungen.

 
In Burglauenen war meine Tochter überglücklich, ja sie tanzte auf dem Schulhausplatz. Sie hatte den E51 in der Tasche, jetzt nur noch der Lütschine hoch nach Grindelwald.

Ich lud meine Garmin Fenix 3 auf, leider zog der Fotoapparat keinen Saft aus dem Powerpack, ich musste sparsam damit umgehen. Vor lauter Umziehen und Geräte versorgen, kam ich kaum zum essen. Wir wollten zu viert weiter, auch mit Clive.

Ihn wollten sie aber nicht mehr gehen lassen. So wie er laufe, könne er nicht noch über 30 km absolvieren, meinte ein Verantwortlicher und wollte ihn aus dem Rennen nehmen. Da musste ich intervenieren, er könne doch nicht meinen Pacemaker aus dem Rennen nehmen. Das sei nun mal sein Laufstil. Der Streckenposten konnte uns nicht aufhalten und sah das auch ein.

Wenn du schon weisst, dass die Schynige Platte nie kommt, dann ist es mit Wengen noch schlimmer. Wengen kommt nie. Je mehr du das verinnerlichst, desto besser für dich.

Am kleinen Streckenposten vor Wengen gab es Brunnenwasser, das besser schmeckt als alles, was die Welt an Flüssigem anbieten kann. Vor allem war es kühl, anders als das mitgetragene Wasser, das sich auf Körpertemperatur erwärmt hatte.

In Wengen verdrückte ich ganze zwei Gels und trank 5dl Cola. Ich wollte nicht wie letztes Jahr wieder auf dem Aufstieg zum Männlichen in eine Krise geraten.

Falsch. Ich hätte etwas mit Ballaststoffen essen und für eine Viertelstunde absitzen müssen. Mein Magen arbeitete nicht mehr, weil er keinen Anlass dazu sah ohne Ballaststoffe und er hätte auch nicht gearbeitet, weil der Körper genug damit zu tun hatte, mich auf den Männlichen zu bringen.

 
Das erklärte mir der Arzt auf dem Männlichen, wo ich mich gerade noch hinschleppen konnte und mich auf die Pritsche warf. Same procedure every year.

Er erwähnt noch, dass Bananen keine ideale Ernährung während eines Wettkampfes sind, da diese schwerverdaulich seien.

Ich schickte Fabian hin und her, ich wollte Cola, Bouillon, bitte verdünnt und irgendwann kam er und meldete, dass das Rennen unterbrochen sei. Da es kalt geworden war, wechselten wir ins Restaurant. Draussen war es jetzt dunkel. Es blitzte und donnerte nun ziemlich heftig. Die Gewitterzelle hatte sich anscheinend sehr schnell und unerwartet gebildet, alle wurden überrascht. Für die Organisatoren eine echte Prüfung (die sie vorbildlich meisterten, bis auf eine Ausnahme).

Wie gut ging es uns in dem warmen Raum, mit all den freundlichen Helfer, Sanitäter und Organisatoren. Wir mussten uns um nichts kümmern. Sogar Kaffee wurde offeriert.

 
Mir ging es immer besser, doch mussten wir bis nach elf warten, bis sie uns wieder rausliessen.

Geht zur kleinen Scheidegg und dann auf direktem Weg nach Grindelwald, kein Eigertrail. Alles klar?

Alles klar! Nur ein kleines Detail ging unter (das ist die Ausnahme): Niemand sagte etwas von Marmorbruch. Erst in Alpiglen hörten wir zum ersten Mal, dass wir noch zum Marmorbruch laufen mussten. Wir hielten das für einen Scherz.

Es kam soviel Wasser herunter, die Bäche tobten, die Organisatoren hatten aber den neuen Weg super gekennzeichnet, es schien sogar, als hätten sie eine improvisierte Holzbrücke über einen der furchterregenden Bäche erstellen müssen.

 
 
Der Eiger zeigte sich von seiner düstersten Seite und entsprach damit einer der vielen  Namenserklärung:

Im Zusammenhang mit dem Eiger wird auch des Öfteren die Namensähnlichkeit mit dem Oger,einem menschenähnlichen Unhold, genannt (der bekannteste Oger ist SHREK aus dem gleichnamigen computeranimierten Kinofilm).
In Anlehnung an das Dreigestirn „Eiger–Mönch–Jungfrau“ gibt es die Erzählung, der Unhold Eiger wolle seine lüsternen Pranken auf die Jungfrau legen, woran er aber vom fröhlichen Mönch gehindert wird.

Inzwischen waren wir müde, es tat alles weh und wir wollten nur noch nach Hause. Wir standen kurz vor Grindelwald, zehn Minuten und wir wären im Ziel gewesen, da hiess es doch tatsächlich, wir müssten noch den Umweg über Marmorbruch laufen. Bei unserem Zustand hiess das mindestens eine Stunde länger durch die Nacht laufen. Die zwei jungen Leute, die dort Posten standen, erzählten auf Englisch von anderen Leuten, die das ebenfalls kaum glauben konnten.

Wir wollten aber auf keinen Fall disqualifiziert werden und nahmen bei einer Stimmung unter Null den Weg zum Marmorbruch unter die Füsse. Dabei stolperten wir über nasse Wurzeln und jenes Getier, Frösche, Schlangen und Salamander, die sich beim genauen hinschauen, immer als Laub oder Zweige herausstellten.

Hinter uns fluchten die Läufer über diese ungeplante Zusatzrunde bis einer sie beruhigte mit den Worten, it’s for free.

Im Marmorbruch notierten sie unsere Nummern. Auf meine Frage nach Käse wollte mir ein freundlicher Helfer sein Sandwich geben, dass seit dem frühen Samstagmorgen in seinem Auto gelegen hatte.

Wir konnten die Zeit- und Distanzangaben im Kopf nicht mehr verarbeiten und taten, was wir in solchen Momenten immer tun, wir liefen weiter.

Dieses sture Verhalten wurde auch belohnt, wir liefen durch den Campingplatz, leisetretend, und mussten jetzt nur noch hoch ins Dorf. Dort konnte ich mir einen Juchzer nicht verklemmen. Sorry, wenn ich euch geweckt habe.

Die Rampe runter, sich den Stein umhängen lassen (ein originelle Idee), das T-Shirt einpacken, das Bier herunterstürzen, in die Ferienwohnung laufen und vor lauter Cola die ganze Nacht nicht schlafen können.

 
Wie will man einen erlebnisreicheren Tag erleben und das für nur 165 Franken.
Soviel kostet ein Abend in der Oper und nicht mal eine Richard Wagner Aufführung dauert so lange. Die Gefahr, dabei einzuschlafen ist auf dem Eigertrail auch um einiges geringer.
Ich weiss auch nicht, wie die Rechnung der Organisatoren aufgehen kann. Ich hab sicher für 50 Franken Coca Cola getrunken, für 50 Franken Riegel gegessen und am Schluss ein funktionelles T-Shirt erhalten, das sicher 65 Franken wert ist.

Ich bin auf jeden Fall nächstes Jahr wieder dabei und will beim dritten Anlauf das erste Mal die originale Route laufen können und mit einem Lächeln im Ziel ankommen.

Und mich dabei wieder so amüsieren wie dieses Jahr, wo alle Begegnungen mit Läufern, Helfern und Zuschauer eine reine Freude waren.


Hier meine Version vom Lauf:
 https://youtu.be/2pyqLy-kE48

Hier die Kurzversion von Google

https://youtu.be/DKGIHYjyTMA



2015 Eiger Ultra Trail - THE ENGLISH VERSION

The launch has been set at the center of the village. The mood in the morning at half past four suffered from the  quiet music , the Speaker held back and we could not cheering unrestrained at the launch with all the hotels and houses where ordinary people were still asleep.

This year, Fabian was with me, the friend of my daughter. 101 km with 6700 meters of altitude. My daughter started with my wife at E51 with 3100 meters of altitude.

 It was warm, running shorts and a t-shirt was sufficient . I ran off without headlamp and relied on others. Unfortunately we missed the sunrise on the Grosse Scheidegg, but the light was still enchanting. Morgenstund that we miss mostly.

Already there were the first aid station. I could eat almost nothing before the start, only a Oat Bar on the way up and I drank from Competition from Sponser.

Now we were runners and with a lot of energy we went towards the First. Even before we arrived Scheidegg I met Clive again, my Pacemaker from last year.

He should always run with interruptions with us to Männlichen. Fabian and I stayed together til the finish line. What was not always self-evident, but more on that later.

In the second passage First there was another aid station. Unexpectedly, we found there my wife and my daughter. Because of the heat they started an hour earlier and were faster than planned. We could hardly believe it. So we were able to run together and we could present us there for the photographer and the Bachalpsee.

Jürgen from Bensheim recognized me from my youtube movies and gave me the greatest compliments for my filming.  Thank you, Jürgen, the next beer is on me.

My wife did not feel well there, she was still suffering from the recently captured cystitis.

She had no problem to let us go. The E51 has stricter transit times, we on the 101 have 15 min more time from First to Faulhorn.

 Time limits 51er

 09.30 clock First

 11.15 clock Oberläger Bussalp

 12.30 clock Faulhorn 2680m

 We three now went to the Faulhorn. On the way up it was getting cooler and it started to rain. On the Faulhorn it was very uncomfortable. We put on all clothes we had in our rucksack.

We already expected  to have to complete the rest of the race in the cold and in wet conditions when the weather changed again and it was dry again and again really warm.

From Faulhorn you better run to Schynige Platte, knowing that the Schynige Platte will never come. Just so you can get through mentally.

At Schyninge Platte we ate and drank a lot. If you mean now, it is just going down and you can let it run, then you do not know the way of the Schynige Platte to Burglauenen. It is technically demanding and full of toxic ascents.

 In Burglauenen my daughter was overjoyed, so she danced. She had the E51 in her pocket, so to speak, now only 8km are left along the Lütschine up to Grindelwald.

In Burglauenen they did not want to let Clive go. The way he moved, he could not run now more than 30km, said the person in charge and wanted to take him out of the race. I had to intervene, he could not take out my Pacemaker. This is his running style. He could not stop us and in the end let us go.

 If you already know that the Schynige Platte never comes, then it's even worse with Wengen. Wengen never comes. The more you internalize this, the better for you.

 In Wengen I ate two gels and drank 5dl Cola. I did not want to fall back on the climb to Männlichen in a crisis like last year.

False. I should have eaten something with fiber and sit down for a quarter of an hour. My stomach no longer worked because he saw no reason to without fiber and it would not have worked because the body had enough to do to take me to the Männlichen.

The doctor told me that on the Männlichen, where I just could barely make it and I threw myself on the bed. Same procedure every year.

He mentions that bananas are not an ideal nutrition during a competition, as these are difficult to digest.

I sent Fabian back and forth, I wanted Cola, Bouillon and eventually he came and announced that the race was interrupted. Since it was cold, we moved into the restaurant. It was dark outside now. There was thunder and lightning now pretty intense. The thunderstorm had formed apparently very quickly and unexpectedly, all were surprised. For the organizers a real test (which they mastered exemplary, with one exception).

 How well we were doing in the warm room, with all the friendly assistants, paramedics and organizers. We had not to worry about anything. Even coffee was offered.

I began to feel much better,  but we had to wait until 23.15, until they we could start again.

 They told us: Go to the Kleine Scheidegg and then in a direct way to Grindelwald, no Eiger Trail. All right?

All right! Only a small detail was lost (that's the exception): No one said anything of Marmorbruch. Only in Alpiglen we heard it for the first time that we had to walk to the Marmorbruch. We thought it was a joke.

There was so much water coming down, the streams were raging, but the organizers had marked the new way, it even seemed as if they would have had to create an improvised wooden bridge over one of the fearsome streams.

The Eiger showed his darkest side, equivalent to an explanation of the many names:

 In connection with the Eiger also frequently is the name similarity with the ogre, a human-like monster called (the most famous ogre is SHREK from the same computer-animated feature film).

 Following the triumvirate "Eiger-Mönch-Jungfrau", there is the story, the monster Eiger wanted to put his lecherous paws on the Virgin, which he is prevented from the  cheerful monk.

 Meanwhile, we were tired, everything hurt and we just wanted to go home. We were close to Grindelwald, in ten minutes we would have been at the finish line, but we really had to go to Marmorbruch. In our state, at least an hour longer walk through the night. The two young people who stood there, told us in english about other people who also could hardly believe it.

 But we didn’t wanted to be disqualified under any circumstances and participated in a mood below zero the way to the Marmorbruch. We stumbled over wet roots and a lot of animals, frogs, snakes and salamanders, but they always turned out to be leaves or branches.

 Behind us others were complaining too about the unplanned additional round until one told us: it's for free.

In Marmorbruch they recorded our numbers. When I asked for cheese a friendly helper wanted to give me his sandwich that had laid in his car since early Saturday morning

 We were unable to process the time and distance information in our heads and did what we always do in such moments, we ran.

This stubborn behavior has been rewarded, we walked through the finishing line.

We drank the beer, walked to the the apartment and I couldn’t sleep because of too much  Cola.

How can you go through a richer experience on one day and this for only 165 francs.

I do not know how the organisers accounts look like. I drank Coca Cola  for 50 francs, ate bars for 50 francs and at the end get a functional T-shirt, which is certainly worth 65 francs.

I am definitely coming again next year and on the third attempt for the first time I would like to  run the original route and arrive with a smile at the finish.

I definitely enjoyed it this year, where all encounters with runners, volunteers and spectators were a pure joy.

My Version

 https://youtu.be/2pyqLy-kE48

The one Minute Version from google

https://youtu.be/DKGIHYjyTMA