Kurzer Bericht von einem langen Lauf
Seit meiner Erkältung und der erhöhten Temperatur von
37 Grad, war nun eine Woche verstrichen, während der ich nur zweimal 50 Minuten
sehr locker joggte.
Ausgerechnet an diesem Tag führte eine Störung in
Kempthal zu einem Ausfall aller Züge zwischen Winterthur und Zürich während
zwei Stunden. Meine Tochter bemühte sich in Winterthur um ein Taxi, was im Chaos
nach den Zugsausfällen nicht einfach war. Sie schaffte es, 5 Minuten vor
Abfahrt des Zuges. Mit Kosten von CHF 150!! Die aber von der SBB zurückerstattet werden.
Die Wetterausichten hatten sich von katastrophal auf
phänomenal verbessert. Die Sonne schien in Innsbruck am Freitag und das war
auch für den Samstag prognostiziert.
Wir trafen im Bus vom Hotel in die Innenstadt die
Schreiber von trailrunning.de, holten mit ihnen die Nummer ab
und suchten einen
Italiener auf, wo wir pflichtbewusst unsere Pasta bestellten, dazu ein
Clausthaler. Trotz zwei Rosinenbrötchen, die ich in der Innenstadt gekauft
hatte, ass ich brav den reichlich gefüllten Teller auf. Es war richtig schön,
mit anderen Trailrunnern zusammenzusitzen, Geschichten anzuhören und sich den
Bauch vollzuschlagen.
Wir kamen frühzeitig zurück ins Hotel, packten unseren
Rucksack und legten uns schlafen. Kaum lag ich auf dem Bett, fing es in meinem
Brustkorb zu trommeln an. Mein Herz schlug in unregelmässigem Rhythmus, wie ich
es bisher nicht gekannt habe.
Vor sieben Jahren hatte ich das erste Mal
Herzrhytmusstörungen. Nach dem Jungfrau Marathon gönnte ich mir keine Ruhe, es
war so herrliches Wetter, das ich biken und joggen ging. Es wurde immer
schlimmer, ein paar Tage später war ich im Notfall, wo man einen Herzinfarkt
ausschloss und von ungefährlichen Herz-Stolperer sprach.
Unangenehm waren sie trotzdem. Die nächsten Jahre
begann ich damit zu leben und seit zweieinhalb Jahren bin ich auf wenige Ausnahmen,
wo es nur schwach auftrat, beschwerdefrei.
Und jetzt plötzlich in einer Heftigkeit, die ich nicht
kannte, ein paar Stunden vor dem Lauf. Ich lag zwei, drei Stunden wach und
konnte meine Gedanken nicht kontrollieren, Bilder schossen mir durch den Kopf,
als wäre ich auf Drogen.
Irgendwann schlief ich ein, für eine Stunde etwa und
fühlte mich danach besser.
Da begann die Leidenszeit meiner Tochter, die etwas
ass, dies aber vor lauter Nervösität wieder hergeben musste.
Wir beruhigten uns beide und nahmen ein Taxi zum Start. Die frische Luft tat gut.
Um vier Uhr starteten wir und waren bald mit Patrick,
einem Innsbrucker, an letzter Stelle. Es waren auch überraschend wenig Läufer
angetreten. Nur 66 sollten klassiert werden.
Bei mir meldete sich das Herz wieder. Das war neu.
Bisher hatte ich nur Stolperer in Ruhephasen.
Die Laufstrecke war sensationell. Schnell waren wir
aus der Stadt heraus und schon bald auf herrlichsten Trails. Wir liefen mit
Patrick, bis auch dieser für uns zu schnell wurde.
Die Veranstalter hatten nicht zuviel versprochen, fast
nur Trails. Die lieben wir, die machen aber das Vorwärtskommen entsprechend
schwierig.
Beim Posten 3 waren wir in der Zeit, mussten aber
beide für 5 Minuten auf den Boden sitzen. Beide fühlten wir uns nicht wohl. Sie
mit Magen-, ich mit Herzproblemen.
Nach 17 Kilometer und drei Stunden war für mich
Schluss, das Herz hatte sich nicht beruhigt und ich wollte nicht einen
Herzschaden riskieren. Vielleicht war es zu früh nach dem Fieber, vielleicht
hatten die Ibuprofen Tabletten Schaden angerichtet.
Meine Tochter wollte alleine weiterziehen, mir kamen
fast die Tränen vor Stolz und Freude. Weil ich mir auch Sorgen machte, es
warteten noch Schneefelder auf sie, war die Freude nicht ungetrübt.
Ich nahm den Bus zurück nach Innsbruck, meldete mich
beim Rennleiter und erkundigte mich nach einem Arzt. Den gab es nicht, eine
Sanitäterin bot mir einen Stuhl an, nahm meinen Puls, spürte die Rumpler, hatte
aber kein Blutdruckgerät dabei. Alternative war ein Rettungswagen, das wollte
ich aber nicht.
Ich nahm ein Taxi zurück ins Hotel, duschte, legte
mich aufs Bett und der Herzschlag beruhigte sich wieder.
Sie hatte die gefürchteten Schneefelder dank den
Leuten von der Bergrettung überqueren können, lief in Birgitz durch, auf der
Mutterer Alm, in Telfes und Unterberg.
In Bretterkeller beendete sie das Rennen zusammen mit
Patrick. Nach 52 Kilometer und 2700 Höhenmetern. Beide waren noch in der Zeit
und der Rest wäre vermutlich eine Formsache geworden. Doch es war genug.
Wir liefen in die Stadt und gingen nach dem Nachtessen
früh zu Bett. Nicht unzufrieden und um einige Erfahrungen, Begegnungen und ein
Abenteuer in Oesterreich reicher.
Hier mein Filmbericht:
https://youtu.be/z-2qTlp42a4
Mein Kardiologe will ein Untersuchung mit Ultraschall
und EKG durchführen, er vermutet ein intermittierendes Vorhofflimmern, das noch
häufig sei bei Ausdauersportler. Eine Google Suche führt zu mehr Infos, zum
Teil beruhigend, zum Teil auch weniger.
Noch vor der
Untersuchung kam das Flimmern während eines Trainingslauf nach zwei Stunden
wieder. Leider verpasste ich es, möglichst bald in einem Spital ein EKG machen
zu lassen.
Die umfangreiche Untersuchung ergab beim Ultraschall
nichts auffälliges, vor allem habe ich kein vergrössertes Sportlerherz. Grösser
ist nicht gleich besser. Das ist daher schon mal gut.
Beim Belastungs EKG ging die Watt Zahl bis 300 hoch
und war für die Betreuer langweilig, da nichts besonderes geschah. Blutdruck
blieb auch im Bereich des Normalen.
Das 24 Stunden
EKG wird zur Zeit ausgewertet, aber wie es so ist, ausser Herz-Stolperer fand
nichts aussergewöhnliches statt.
Beim nächsten Vorfall muss ich möglich schnell ein EKG
erstellen lassen, eine korrekte Diagnose ist erst danach möglich.