Ich konnte auch endlich meine Pfunde loswerden, die
ich mir an Weihnachten angefuttert hatte. Alle Zeichen standen auf grün, nur das
Wetter wollte nicht mitmachen. Seit Wochen warteten wir hier auf ein längeres
Hoch.
Eine Woche vor dem Bieler kam der Prospekt vom
Transviamala und welche Ehre! Sie hatten uns auf einer Doppelseite abgebildet:
Und es kam noch besser. Die Lokalzeitung meldete sich,
ich sei letztes Jahr achter geworden in meiner Kategorie. Wie es dieses Jahr
aussehe in der neuen Kategorie M60?
Und unter diesem Aspekt brachten Sie einen Bericht
über mich mit dem Aufhänger, dass ich unter die ersten drei bei der Schweizer
Meisterschaft in meiner Kategorie laufen könnte.
Mein realistisches Ziel war es jedoch, unter 11 Stunden zu laufen.
(Um unter die ersten drei zu kommen, wäre in diesem Jahr eine Zeit von unter 10:20 nötig gewesen. So schnell waren die "Alten" in diesem Jahr.)
Mein realistisches Ziel war es jedoch, unter 11 Stunden zu laufen.
(Um unter die ersten drei zu kommen, wäre in diesem Jahr eine Zeit von unter 10:20 nötig gewesen. So schnell waren die "Alten" in diesem Jahr.)
Hier nachzulesen:
Prognose vom Mittwoch vor dem Lauf:
Laut Prognose vom Freitag war der erste Regen
erst um 6 Uhr morgens zu erwarten:
Mit dem Auto ins Büro, dort in die Tiefgarage bis es
kracht. Ich hatte vergessen, das Velo vom Träger herunterzunehmen. Zum Glück
war nur das Velo beschädigt.
Auf der Website der SBB konnte ich ein Mietvelo
reservieren.
Um 13 Uhr fuhr ich nach Biel und um halb drei hatte es
Verkehr in Biel, als wäre Arbeitsschluss um 14 Uhr. Stop und go durch die ganze
Stadt.
Auf dem Parkplatz Expo Gelände hatte es fast keine
Fahrzeuge, niemand stand am Eingang und verlangte Gebühren. Ich parkte bei
den Bäumen am Schatten neben einem Wohnmobil.
Dort wurde ich begrüsst von Jean-Pierre, der mit
seinem Wohnmobil seit Mittwoch schon dort campierte. Dazu kam Serge, ein Bieler
Urgestein, schon 36 Mal am Start.
Ich holte das Velo ab nach einer Geduldsprobe am
Bieler Bahnhofsschalter und nachdem meine Frau und Tochter mit dem Zug angekommen
waren, gingen wir um halb neun an den Start. Die Velofahrer fuhren um halb zehn
los bei idealen Bedingungen.
Ich stand weiter vorne ein als in Vorjahren und
wünschte meiner Tochter für ihren 56er viel Glück.
Ja und dann ging es los, viel zu schnell, aber wie es
so ist, man fühlt sich gut, als könnte man das Tempo 24 Stunden lang durchziehen.
Sobald es hinaufging erst recht anziehen, ja nicht aus dem Trott kommen. Ich ass meine Clif Bar und suchte nach dem Cacao Riegel am ersten Posten. Den gab es dort aber nicht. Also ohne Essen weiter. Am nächsten Posten konnte ich schon nichts mehr essen. Sobald ich etwas zum Mund führte, kam ein Brechreiz.
Sobald es hinaufging erst recht anziehen, ja nicht aus dem Trott kommen. Ich ass meine Clif Bar und suchte nach dem Cacao Riegel am ersten Posten. Den gab es dort aber nicht. Also ohne Essen weiter. Am nächsten Posten konnte ich schon nichts mehr essen. Sobald ich etwas zum Mund führte, kam ein Brechreiz.
Der Regen kam schon früh, schon vor Aarberg.
In Lyss traf ich meine Frau und versuchte vom Kohlenhydrat-Getränk. Das ging gar nicht. Es kam gleich hoch. Nach Oberramsern, so um km40, wurde es mir unwohl, ich fühlte mich schlecht und es war mir schwindlig. Ich wechselte die nassen Kleider, musste nun öfters laufen und mich damit abfinden, dass eine Zeit unter 11 Stunden nicht mehr möglich war. Ja, ich zweifelte, dass ich es bis Kirchberg schaffte.
In Lyss traf ich meine Frau und versuchte vom Kohlenhydrat-Getränk. Das ging gar nicht. Es kam gleich hoch. Nach Oberramsern, so um km40, wurde es mir unwohl, ich fühlte mich schlecht und es war mir schwindlig. Ich wechselte die nassen Kleider, musste nun öfters laufen und mich damit abfinden, dass eine Zeit unter 11 Stunden nicht mehr möglich war. Ja, ich zweifelte, dass ich es bis Kirchberg schaffte.
Ich legte mich so bei km45 auf den Boden. Viele Läufer
fragten meine Frau, ob sie helfen konnten. Die Hilfsbereitschaft war
phänomenal. Als mir kalt wurde, stand ich auf und wanderte durch die Nacht. Zwischendurch
wieder mal anlaufen, soweit es ging. Meine Frau wollte mir verschiedenes schmackhaft
machen, aber nur schon beim Gedanken ans Essen wurde mir übel.
Sonst erhalte ich nach der 50km Tafel immer Auftrieb,
die Hälfte ist geschafft. Dieses Mal blieb das aus. Sechs Kilometer, da brauchst du laufend eine Stunde!
In Kirchberg ging ich gleich zur Sanität. Eine Ärztin
empfahl mir, mich hinzulegen und Bouillon zu trinken. Ich legte mich neben
einen Leidensgenossen, er war auch zu Beginn zu schnell unterwegs und hatte ebenfalls
Probleme mit dem Essen. Er brachte auch nichts mehr hinunter. Ich rechnete
schon mit meinem ersten DNF am Bieler, er wollte aber weiter. Seine Einstellung
steckte mich an und in Gerlafingen wartete ja noch Christian. Als die Ärztin sah, dass ich die Bouillon schlürfen konnte, war ich für sie kein Risikopatient mehr. Schwieriger seien die Fälle, wo nichts mehr runtergeht.
Meine Frau fuhr unserer Tochter entgegen, die die
gleichen Probleme hatte und sich heldenhaft bis nach Kirchberg zum Ziel des
Ultramarathons durchkämpfte.
Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich wieder umkehren
müsste. Das Abenteuer ging vorerst weiter.
Und plötzlich lief es wieder gut und rund. Weit weg
vom Anfangstempo (eine Minute langsamer mit 6.00 bis 6.30), aber es ging
vorwärts. Ein französisch sprechender Läufer, Barnie Webb, setzte sich an meine
Fersen und über eine Stunde liefen wir im gleichen Trott der Emme entlang,
nicht anhaltend und nur überholend. Das tat gut. Ich fühlte mich jetzt wieder
im Element. Es war hell, kein Regen und das Konzert der Vögel war allein das
Startgeld wert.
Ich ass kaum mehr was, ein paar Salzstengel dazu
literweise Cola. Christian kam jetzt dazu und Barnie musste eine Pause machen.
Jetzt konnte ich es geniessen, Christian steckte mich
mit seinem Optimismus an. Habe ich mich bei km45 gefragt, wieso ich mir das
antue, so wusste ich es jetzt wieder. Es war wunderbar, so in den Morgen zu laufen,
Läufer und Läuferinnen anzutreffen, mit ihnen zu plaudern, an Verpflegungsposten
zu scherzen, das intensive Grün der Natur zu bestaunen, den Vögeln zuzuhören
und das alles auch noch auf Film bannen zu können.
Was für ein Glückspilz ich doch bin!
Mir ging es viel besser als vielen anderen, einige konnten nur noch gehen, andere waren schon fast am verzweifeln. Christian half mit seinem Smartphone aus bei einer jungen Läuferin, die Hilfe brauchte.
Mir ging es viel besser als vielen anderen, einige konnten nur noch gehen, andere waren schon fast am verzweifeln. Christian half mit seinem Smartphone aus bei einer jungen Läuferin, die Hilfe brauchte.
Küttigkofen kam, Bibern kam, ein „geiler Siech“ wurde
ich genannt wegen meiner Videos, über den Hügel runter nach Arch, ich konnte laufen
ohne Krämpfe, nichts tat weh, der Magen war leer, aber solange mir nicht
schlecht wurde konnte ich laufen, laufen und laufen.
Und wie schön war es erst an der Aare entlang, wenn es
nur nicht so lang wäre.
Fast 20km lang an der fast überlaufenden Aare. Das
zehrte dann irgendwann schon. Und kaum nach Büren goss es aus Kübeln. Innert
Minuten war alles nass und meine Regenjacke hatte ich in Kirchberg zurückgelassen.
Dabei ging es mir noch gut in meiner Softshell Jacke,
andere hatten nur gerade ein T-Shirt an. Die mussten eine andere Heizung
besitzen, ich wäre verfroren.
Zum Glück spielte er nicht mit und schickte keine
Blitze und keinen Donner.
Ich kam zum Läufer, der sich das Biel Logo auf die
Wade tätowiert hatte, Thomas Steinicke aus Berlin. Was für ein Motiv für meinen
Film.
Auf den letzten Kilometer, getrieben von meinen
Konkurrenten, legte ich noch einen 5.30 Schnitt hin wie zu Beginn und ins Ziel
lief ich mit meiner Frau und Christian, die beide einen grossen Beitrag zum
erneuten Gelingen geleistet haben. Ohne diese beiden
und ohne Gianni Pirali, der neben mir auf der Pritsche lag in Kirchberg und mich zum weiterlaufen motivieren konnte,
Und nächstes Jahr wird es mein zehnter Bieler.
Keine Frage, Biel ist und bleibt ein fester Bestandteil meines Kalenders.
Keine Frage, Biel ist und bleibt ein fester Bestandteil meines Kalenders.
"Die häufig angeführten Magenprobleme sind ein Phänomen, das zum Hundertkilometerlauf gehört wie es bereits Prof. Dr. Klaus Jung im Juni 1981 publizierte. Magendarm- und Gelenkproblematiken zwingen zur Aufgabe, wenngleich Jung erkannte, dass sich die Beschwerden überlagern und nicht eindeutige Gründe liefern. In Biel dürften die Magen-Darmprobleme einhergehen mit dem Lauf durch die Nacht. Ein Hundertkilometerlauf ist ganz ohne Probleme nicht zu erwarten. Diese zu überwinden ist also Teil der Aufgabe."