Die Hauptprobe, ein 50 Kilometer Nachtlauf oberhalb des Sarner
See, wurde zum Fiasko. Meine Tochter Aselia und ich konnten schon bald nichts mehr essen. Bei eingeschalteter
Stirnlampe machten uns Falter das Leben schwer und wir kamen nur sehr schleppend vorwärts. Ein Lauf, der uns überhaupt keine Freude bereitete.
Ich machte mir keine Illusionen. Wieso sollte es über einen doppelt so
langen Lauf besser laufen? Mein Ziel war es, meinen Schwiegersohn, Fabian, ins
Ziel zu bringen, damit er die Punkte für die UTMB Anmeldung bekommt. Ich sah
Aselia und mich als Supporter, die ihn so lange wie möglich begleiten wollten.
Als die Tochter aber erwähnte, dass sie unbedingt finishen möchte, damit sie
das nächste Jahr ruhiger angehen könne, wurde der Druck auf uns noch grösser.
Im Zug nach St. Moritz trafen wir einen weiteren Läufer, Hansueli.
In St. Moritz trafen wir Hansjörg, den ich von anderen Läufen her kenne. Er war am Start, zusammen mit Hansruedi, dem ältesten Teilnehmer.
In St. Moritz trafen wir Hansjörg, den ich von anderen Läufen her kenne. Er war am Start, zusammen mit Hansruedi, dem ältesten Teilnehmer.
Die Namens Verwirrung mit so vielen Hanses war komplett.
Mit einem Paukenschlag sollte der Start erfolgen. So hatte ich
mir das aber nicht vorgestellt. Wir waren tatsächlich in einem Parkhaus. Im
Gebäude drinnen roch man die Abgase, weiter vorn beim Ausgang zog es und war kalt.
Irgendwie ging die Zeit vorbei und wir starteten nicht via
Seestrasse, wir mussten die Treppen hoch in die Einkaufsstrassen von St.
Moritz.
St. Moritz – Maloja / 25
km – 975 Höhenmeter
Wir liefen um 22 Uhr los und schon bald ging es hinauf. Wir waren so ziemlich am Schluss des Feldes.
Irgendwann in der Dunkelheit trafen wir auf andere Läufer, die keine Markierung mehr fanden. Wir liefen zielstrebig weiter und nahmen sie mit und liessen sie schon bald wieder an uns vorbeiziehen.
Als es wieder hinunterging, erkannte ich den Weg vom letzten Jahr.
Wir waren jetzt auf dem gleichen Weg unterwegs wie die vom T214. Bis zum Schluss führten nun beide Wettkämpfe auf der gleichen Strecke bis nach Davos.
Zum Glück waren wir zu dritt, ansonsten wäre es eine einsame Geschichte geworden.
Zum Glück waren wir zu dritt, ansonsten wäre es eine einsame Geschichte geworden.
Wir liefen jetzt dem See entlang nach Maloja, der ersten
Verpflegungsstation. Die Veranstalter hatten nur noch fünf eingerichtet. Fünf
weitere wurden nicht mehr aufgeführt (Alp Flix, Tiefencastel, Hörnli, Medergen,
Jaz).
Ich hatte mich nach Maloja quälen müssen, ich fühlte mich nicht
wohl. Ein wenig schwindlig. Meiner Tochter ging es noch schlechter, sie konnte
nichts essen und legte sich im Ruheraum hin.
Fabian und ich schauten uns an. Müssen wir schon so früh nur noch zu
zweit weiter?
Sie kam nach zehn Minuten zurück, setzte sich hin und begann zu
essen. Sie zwang sich dazu.
Ich ass soviel, wie noch nie. Am Eiger war meine Taktik mit nur
Wasser und Gels nicht aufgegangen. Hier wollte ich auf normales Essen
zurückgreifen.
Hansruedi war
unterkühlt, er hatte es beim Laufen nicht bemerkt und daher zu wenig angezogen.
Jetzt sass er in Maloja in Decken eingehüllt mit einer Körpertemperatur von 34
Grad. Er musste aufgeben.
Hansueli war vor uns
angekommen und wie ich der Rangliste entnehme, lief auch er in Maloja nicht
mehr weiter. Was vernünftig war, hatte er sich doch Tage zuvor eine Erkältung zugezogen.
Maloja – Bivio / 18 km –
1'271 Höhenmeter
Meiner Tochter ging es nun besser, nicht gut, aber es reichte, zum weiterlaufen. Es ging jetzt steil hinauf.
Beim Lunghinsee war ich am Ende meiner Kräfte.
Doch auf Gels zurückgreifen? Ich nahm einen und lief mit den anderen los. Jetzt hellte sich alles auf, es wurde Tag, das brachte Kraft zurück und der Gel wirkte Wunder.
Mit niemanden hätte ich jetzt tauschen wollen, unterwegs in der Bergwelt
des Engadins bei blauem Himmel und angenehmen Temperaturen. Aselia hatte sich
inzwischen ebenfalls erholt und wir liefen frohen Mutes Richtung Bivio.
Von hinten kam Max, ein schneller T214 Läufer, der Probleme mit
der Nahrungszufuhr hatte (wie so viele) und in Maloja 6 (sechs!) Stunden geschlafen hatte und darum am Schluss des T214 lief. In der nächsten Kurve musste er schon wieder wegtreten.
Ich wusste, dass die Strecke gegenüber dem Vorjahr geändert
wurde, ein neuer Berg kam dazu, Forcellina mit Blick ins Averstal
auf Juf. Wir kamen extrem langsam vorwärts, der Weg war sehr technisch.
In Bivio fühlte ich mich gut, nur freute ich mich gar nicht auf
die Strecke bis Savognin. Ich wusste, die hört nie auf.
Max traf nun ein und wusste nicht mehr weiter. Ich empfahl im
Salztabletten von Sponser, die ich alle ein oder zwei Stunden eingenommen hatte.
Ich gab ihm vier Stück und er zog los.
Bivio – Savognin / 22 km –
819 Höhenmeter
Wir waren jetzt guten Mutes, fühlten uns aber immer noch nicht sonderlich gut. Aselia und ich wollten es jedoch bis Savognin schaffen. Wenigstens das. Sich durchkämpfen bis zur Hälfte der Strecke.
Krisen kommen und gehen, manchmal bleiben sie sehr lange. Wenn
man genug Willen aufbringt, kann man fast alle überwinden. Dazu braucht man
aber Gels (in meinem Fall) oder Cola (für Aselia).
Es ging wieder mal steil hinauf, was ich liebe, wenn ich bei
Kräften bin. Und ich war es.
Hier ein Bild vom Tracker
Hier ein Bild vom Tracker
Wir hatten jetzt auch Wolken, die die Sonne abdeckten, es waren
optimale Bedingungen. Die Wege waren meist trocken. Unsere Stimmung war gut, es
ging nochmals hinauf zum Kanonenpass, dann hinunter zur Alp Flix.
Von da sind es nur 10 Kilometer, es geht hinab, da rechnest du
mit 60-90 Minuten.
In den Bergen verrechnest du dich oft, die Wanderzeit war auch mit
über drei Stunden angeschrieben. Der Weg war oft technisch, wo an ein zügiges Vorwärtskommen nicht zu denken war.
Gut hatte es einen Brunnen auf der Alp Flix, wir hätten sonst zu
wenig zu trinken gehabt. Bei diesem Wetter hätte dort ein VP hingehört.
Wir holten Hansjörg vor Savognin ein und liefen durch Savognin,
immer Schatten suchend, zum Verpflegungsposten.
Dort hatten wir unsere Utensilien hinschicken lassen. Ich wechselte
die Stirnlampe, nahm die Neo Lupine, und lud meine Uhr, Garmin 935, die beste, die es gibt, auf. Dann
die Batterie wechseln im Fotoapparat und jetzt hätte ich etwas essen können.
Wenn ich nur Hunger gehabt hätte. Ich hatte einen leeren Magen, aber keine Lust irgendwas zu essen. Ich zwang mich, ein wenig Schokokuchen zu nehmen, dazu Gels. Neu haben sie Vollkorn-Teigwaren (Ur-Dinkel) angeboten. Ich weiss nicht, ob das eine gute Idee ist.
Wenn ich nur Hunger gehabt hätte. Ich hatte einen leeren Magen, aber keine Lust irgendwas zu essen. Ich zwang mich, ein wenig Schokokuchen zu nehmen, dazu Gels. Neu haben sie Vollkorn-Teigwaren (Ur-Dinkel) angeboten. Ich weiss nicht, ob das eine gute Idee ist.
Max war auch in Savognin, die Salztabletten hatten genützt. Da er keine vom Arzt bekam, gab ich ihm noch aus
meinem Vorrat und den Rest des Rennens lief er wie ein Spitzen-Läufer.
Hansjörg verliess Savognin vor uns, Aselia legte sich noch auf den Boden,
ihre Auslegeordnung beanspruchte den halben Saal. Es sah wieder mal kritisch aus.
Ich liess mich noch verarzten, hatte doch irgendein fliegendes Vieh mich durch die Hose gestochen, ein Teil des Stachels war noch drin und tat
bei jedem Schritt weh.
Ob das ein Grund ist, dass Rennen aufgeben zu müssen? Die gute
Samariterin verneinte.
So ging es weiter, Aselia hatte sich inzwischen einiger massen
erholt.
Savognin – Lenzerheide /
24 km – 1'002 Höhenmeter
24 km – 1'002 Höhenmeter
Bis nach Tiefencastel blieb es hell. Bis dorthin zieht es sich und gefühlsmässig geht es 10 Kilometer hinauf und 1 Kilometer steil nach unten.
Unterwegs trafen wir noch Carmela, die uns gerne bewirtet hätte
in ihrem Ferienhaus, doch wir waren froh um nur ein kühles Glas Wasser.
Mit der Nacht kamen auch die Wolken und es begann schon eindrücklich
mit Wetterleuchten. Wir trafen einen einsamen Läufer aus Japan, dessen Englisch
leider recht unverständlich war. Wir zogen unsere Regenjacken an. Zum Glück
hatten wir in Savognin auf die gehört, die sagten, dass Regen kommen werde.
Zum Glück blieb es jedoch warm trotz Regen, nur die Blitze und der Donner beunruhigten uns. Es ging nun steil hinauf nach Lantsch, dann der Strasse entlang nach Lenzerheide,
Zum Glück blieb es jedoch warm trotz Regen, nur die Blitze und der Donner beunruhigten uns. Es ging nun steil hinauf nach Lantsch, dann der Strasse entlang nach Lenzerheide,
dann in den Wald, dann rund um Lenzerheide in Uhrzeigerrichtung, dann das ganze nochmals in der Gegenrichtung.
Wenigstens so fühlte es sich an. Die Orientierung fiel nun schwer
und es dauerte ewig bis zum Verpflegungsposten.
Dort trafen wir Hansjörg, der mit uns weiterzog. Aselia liess
noch ihre Blasen am Fuss behandeln und ich legte mich kurz auf eine Matratze.
Als ich die Augen schloss, kamen Bilder, die ich nicht
kontrollieren konnte. Ich versuchte, anderes abzurufen, aber es gelang mir
nicht. Ich sah gerahmte Bilder von Design Gegenständen
wie Föhn, Kleiderständer, Wasserkaraffen, die an mir vorbeizogen.
Bei allen Bilder hatte es französische Erklärungen unten dran. Die Bilder zogen sehr zügig von rechts nach links an mir vorbei. Es war unheimlich.
Bei allen Bilder hatte es französische Erklärungen unten dran. Die Bilder zogen sehr zügig von rechts nach links an mir vorbei. Es war unheimlich.
Ich stand bald wieder auf.
Mit allem nötigen ausgerüstet, ging es weiter auf die
Monsteretappe
Lenzerheide – Arosa /
21 km – 1'546 Höhenmeter
21 km – 1'546 Höhenmeter
Die Krisen holten uns bald wieder ein, was kein Wunder war,
mussten wir doch gleich steil hinauf und das um zwei Uhr in der Nacht.
Fabian übernahm die Führung und wir, Aselia, Hansjörg und ich, stapften
hinterher. Einfach im Trott bleiben, gar nicht gross studieren, den Abstand zum
Vordermann halten und Schritt für Schritt nach oben. Mittelstation als
Zwischenziel, nicht daran denken, dass es noch weiter hinauf geht.
Aselia hatte Mühe, sie lief nach einer kurzen Pause sehr langsam los nach der
Mittelstation, Fabian blieb bei ihr. Ich lief mit Hansjörg und bald hatten wir
die beiden hinter uns gelassen und sahen nur noch die Lichter ihrer
Stirnlampen.
Weiter unten kamen weitere Läufer, ich verlor den Überblick mit
den Lichtern, verabschiedete mich von Hansjörg und lief zurück, Aselia und
Fabian entgegen.
Ich musste gar nicht weit laufen, sie kamen mir schon bald
entgegen. Aselia hatte sich auf wundersame Weise erholt, nahm Fabian in den
Schlepptau und stapfte dem Urdenfürggli entgegen. Ich verlor schnell den Anschluss
und musste sie ziehen lassen.
Als ich zum Urdenfürggli kam tagte es und die beiden waren
bereits weitergezogen. Das Morgenrot war zu sehen. Es passte.
Nun hinunter und kurz hinauf zum Hörnli. Unterwegs kam ich ins
Gespräch mit Markus, der Probleme hatte mit einer Blase. Ich bot ihm
meine Compeed an und er nahm dankend an. So verarztete ich ihn mit zwei kleinen Pflastern.
Plötzlich hiess es, wir müssten den Weg verlassen und weiter nach
unten laufen. Ich fluchte über Tuffli, was hat er sich hier wieder einfallen
lassen. Aber es war eine Vorsichtsmassnahme, auf dem ursprünglichen Weg hatte
es Steinschlag.
Zum Glück war der Umweg nur von kurzer Dauer und bald kamen wir
auf’s Hörnli. Da war ja früher ein Verpflegungsposten, doch im offiziellen
Programm war er gestrichen worden.
Wir gross war meine Freude, als ein Helfer uns den Weg in die
gemütliche Stube der Hörnli Bahn zeigte, wo meine Tochter und all die anderen mir bekannten Läufer hockten bei Kaffee und Kuchen.
Sollten wir uns bereits am bevorstehenden Finish freuen oder war
es zu früh? Würden wir die Trailgötter provozieren mit zu frühem Jubel?
Noch zwei Steigungen: vom Hörnli hinunter und hinauf zum
Weisshorn. Danach von Jatz noch hinauf auf den Strelapass.
Und der endlos Weg von Arosa nach Medergen
Und der endlos Weg von Arosa nach Medergen
Auf dem Weg zum Weisshorn musste ich die beiden Jungen wieder ziehen
lassen, ja ich musste sogar mal abhocken und durchschnaufen.
Von unten kam mir ein Läufer entgegen, Michael, und als er bei mir vorbeikam, hängte ich mich an ihn ran und beide kämpften wir uns hoch bis zum Weisshorn.
Von unten kam mir ein Läufer entgegen, Michael, und als er bei mir vorbeikam, hängte ich mich an ihn ran und beide kämpften wir uns hoch bis zum Weisshorn.
Dort hockten Aselia und Fabian am Boden, Fabian im Halbschlaf.
Ich hockte zu ihnen hin, liess Michael ziehen und genoss den Ausblick, das
warme Wetter, die Ruhe, die Möglichkeit, dass wir tatsächlich alle drei
finishen könnten und es gab wieder Gel und Wasser.
Fabian zog los, er hatte Schmerzen am Knie und wollte langsam
hinunter. Als nächstes zog Aselia los. Ich blieb liegen. Jetzt nur nicht
einschlafen. Süsser Schlaf.
Irgendwann holte ich Aselia ein, beide schlossen wir zu Fabian auf
und und wir kamen unten in Arosa an.
und und wir kamen unten in Arosa an.
Die befindet sich in einer Zivilschutzanlage hinter zehn
Betontüren, alle zwanzig Zentimeter dick. Einer der sichersten Orte der Welt.
Es gab wenig Pasta, wieder ein paar Bissen Schokokuchen, Gel und Wasser. Als wir rauslaufen kommt uns
Andreas Tuffli entgegen, der im Heli angekommen war, um die Läufer vom D21 auf
die Reise von Arosa nach Davos zu schicken. Auf die Strecke, die auch wir noch
zurücklegen mussten.
Arosa – Davos / 21 km –
1'072 Höhenmeter
Wir, Aselia, Fabian, Michael und ich, zogen los, kurz bevor der
D21 startete. Die ersten Läufer holten uns auf der Downhill Strecke vor dem Stausee
ein.
Und wie die da herunterbolzten. Unglaublich, ohne Rücksicht auf
Verluste. Ich hätte dem Schauspiel gern noch länger zugeschaut, doch wir
wollten weiter. Wer weiss, wie viel Zeit wir noch brauchen würden. Laut Plan
müsste es vorig reichen, doch es kann noch immer so viel geschehen auf den
letzten 20 Kilometern.
Ich kannte die Strecke und wusste daher, dass es meist hinaufgeht
und dass Medergen nie kommt. Endlos ist der Weg. Die vielen Läufer brachten
Abwechslung in unseren Marsch Richtung Davos.
Wenn hier jemand ein Gesicht erkennen will, muss er zuerst zwei Nächte lang nicht schlafen und in dieser Zeit den Puls hochhalten.
Auch in Medergen stand ein für uns nicht offizieller Verpflegungsposten, der mehr als willkommen war.
Wir schafften es nach Jatz und liefen hinauf zum Restaurant, ich
war im Gespräch mit Michael und ja, wir waren alles andere als zügig unterwegs,
als mich ein Mann ansprach:
«Es sind noch zwei Stunden hinauf zum Strelapass, wenn ihr so
weiterläuft»
Und auf meine Frage, wieviel wir für die Strecke vom Strela
hinunter benötigen würden, meinte er, nochmals zwei Stunden.
Es war jetzt nachmittag um zwei. Um sechs war Schluss, das hiess,
wir hätten nur noch die von ihm angedrohten vier Stunden
Panik ergriff mich, sollte es uns in letzter Minute noch
entgleiten?
Wir machten eine kurze Pause beim Restaurant, tranken und assen,
der Magen war leer, aber wenn er leer ist, wird mir wenigstens nicht
schwindlig. Nur noch das nötigste rein stopfen.
Es gab ein Murren, aber ich wollte den Sack zumachen. Ich befahl
ihnen, sich hinter mir einzureihen, nicht mehr zu reden und in meinem Tempo
hoch zu laufen. Sie zweifelten zu Recht an meinen Berechnungen, doch mir war es
ernst. So liefen wir hoch bis zur Brücke, wo der letzte Anstieg beginnt.
Ich gönnte ihnen eine kurze Pause, bat dann Fabian den Lead zu
übernehmen und er lief mit Aselia los. Ich mit Michael hinterher. Wir beide
waren jedoch langsamer als die beiden jungen Kücken.
Ein letztes Mal einfach nur laufen, nicht nachdenken, nicht auf
die Uhr schauen, die die Höhenmeter nur zehnfach verzögert angibt im Vergleich
zum Bauchgefühl.
Wir hatten mit einer Bruthitze gerechnet, der Trailgott hatte
jedoch ein Einsehen und deckte die Sonne mit Wolken ab.
Strelapass. Irgendwann war die Idee entstanden, dort oben ein
Glacé zu essen. Als wir jetzt alle oben standen, wollten wir nur noch runter.
Solange es Trail hatte, rannten wir hinunter.
Ab der Strasse
oberhalb der Schatzalp liefen wir nur noch, die Fuss-Sohlen brannten. Jetzt nur
noch geniessen. Wir hatten noch genügend Zeit. Die Berechnungen des guten
Mannes von Jatz waren komplett übertrieben.
Wir waren jetzt vor dem Touchdown in Davos. Noch immer hatte es D21 Läufer um uns. Deshalb wollte ich eine Lücke suchen, die uns ein alleiniges Laufen über die Ziellinie sichern sollte. Michael war bereits im Ziel, und nach einigem Warten vor dem Stadion (und einigem Kopfschütteln von Aselia und Fabian) liefen wir alleine zu dritt ins Stadion.
Es war, als hätte sich ganz Davos versammelt, es war ein
triumphaler Einzug, die Nackenhaare stellten sich auf, der Speaker empfing uns
und sprach was von Familie, T133 und er sagte auch noch was von, wir seien
Finisher.
Finisher!!
Ich kann es heute noch nicht glauben, dass wir es geschafft
haben. Wir hatten uns trotz allen Körpersignalen durchgesetzt und den Körper gezwungen,
bis zum Ziel durchzuhalten.
Wir waren über 42 Stunden unterwegs ohne Schlaf und ohne die
nötigen Kalorien zu uns zu nehmen.
Wir hatten Schmerzen, wir hatten Halluzinationen, wir hatten
Blasen, wir hatten Hunger, wir hatten Durst, wir hatten gelitten. Von diesen 42
Stunden waren etwa 5 Stunden die Hölle, sieben Stunden waren schwierig und die
restlichen 25 bis 30 Stunden waren eine gefreute Sache.
Wir freuten uns an der Natur, an den Tieren, an den Bergen, den
Pflanzen, wir freuten uns am herrlichen Wetter, wie geschaffen für Trailrunner, den herrlichen Trails, wir freuten uns an Gleichgesinnten, an Leidensgenossen, an Freudensgenossen und
an der eigenen Leistung.
Wir freuten uns an der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der
Helfer, die uns während der langen Zeit unterstützten.