Dienstag, 17. Mai 2016

2016 Innsbruck Alpine Trailrun Festival


Kurzer Bericht von einem langen Lauf


 

Seit meiner Erkältung und der erhöhten Temperatur von 37 Grad, war nun eine Woche verstrichen, während der ich nur zweimal 50 Minuten sehr locker joggte.

 Ich war früh am Bahnhof in Zürich, wo ich meine Tochter treffen wollte, um den 10.44 Zug nach Innsbruck zu nehmen. Das Sparticket hin und zurück kostete unglaublich günstige CHF 87. Dafür durfte man wirklich nur mit diesem Zug fahren und nichts verschieben.

Ausgerechnet an diesem Tag führte eine Störung in Kempthal zu einem Ausfall aller Züge zwischen Winterthur und Zürich während zwei Stunden. Meine Tochter bemühte sich in Winterthur um ein Taxi, was im Chaos nach den Zugsausfällen nicht einfach war. Sie schaffte es, 5 Minuten vor Abfahrt des Zuges. Mit Kosten von CHF 150!! Die aber von der SBB zurückerstattet werden.

Die Wetterausichten hatten sich von katastrophal auf phänomenal verbessert. Die Sonne schien in Innsbruck am Freitag und das war auch für den Samstag prognostiziert.

Wir trafen im Bus vom Hotel in die Innenstadt die Schreiber von trailrunning.de, holten mit ihnen die Nummer ab
 
 
 
und suchten einen Italiener auf, wo wir pflichtbewusst unsere Pasta bestellten, dazu ein Clausthaler. Trotz zwei Rosinenbrötchen, die ich in der Innenstadt gekauft hatte, ass ich brav den reichlich gefüllten Teller auf. Es war richtig schön, mit anderen Trailrunnern zusammenzusitzen, Geschichten anzuhören und sich den Bauch vollzuschlagen.
 
 

 

Wir kamen frühzeitig zurück ins Hotel, packten unseren Rucksack und legten uns schlafen. Kaum lag ich auf dem Bett, fing es in meinem Brustkorb zu trommeln an. Mein Herz schlug in unregelmässigem Rhythmus, wie ich es bisher nicht gekannt habe.

 

Vor sieben Jahren hatte ich das erste Mal Herzrhytmusstörungen. Nach dem Jungfrau Marathon gönnte ich mir keine Ruhe, es war so herrliches Wetter, das ich biken und joggen ging. Es wurde immer schlimmer, ein paar Tage später war ich im Notfall, wo man einen Herzinfarkt ausschloss und von ungefährlichen Herz-Stolperer sprach.

 

Unangenehm waren sie trotzdem. Die nächsten Jahre begann ich damit zu leben und seit zweieinhalb Jahren bin ich auf wenige Ausnahmen, wo es nur schwach auftrat, beschwerdefrei.

 

Und jetzt plötzlich in einer Heftigkeit, die ich nicht kannte, ein paar Stunden vor dem Lauf. Ich lag zwei, drei Stunden wach und konnte meine Gedanken nicht kontrollieren, Bilder schossen mir durch den Kopf, als wäre ich auf Drogen.

 

Irgendwann schlief ich ein, für eine Stunde etwa und fühlte mich danach besser.

 

Da begann die Leidenszeit meiner Tochter, die etwas ass, dies aber vor lauter Nervösität wieder hergeben musste.

 

Wir beruhigten uns beide und nahmen ein Taxi zum Start. Die frische Luft tat gut.
 
Um vier Uhr starteten wir und waren bald mit Patrick, einem Innsbrucker, an letzter Stelle. Es waren auch überraschend wenig Läufer angetreten. Nur 66 sollten klassiert werden.

 

Bei mir meldete sich das Herz wieder. Das war neu. Bisher hatte ich nur Stolperer in Ruhephasen.

 

Die Laufstrecke war sensationell. Schnell waren wir aus der Stadt heraus und schon bald auf herrlichsten Trails. Wir liefen mit Patrick, bis auch dieser für uns zu schnell wurde.

Die Veranstalter hatten nicht zuviel versprochen, fast nur Trails. Die lieben wir, die machen aber das Vorwärtskommen entsprechend schwierig.

 

Beim Posten 3 waren wir in der Zeit, mussten aber beide für 5 Minuten auf den Boden sitzen. Beide fühlten wir uns nicht wohl. Sie mit Magen-, ich mit Herzproblemen.

 

Nach 17 Kilometer und drei Stunden war für mich Schluss, das Herz hatte sich nicht beruhigt und ich wollte nicht einen Herzschaden riskieren. Vielleicht war es zu früh nach dem Fieber, vielleicht hatten die Ibuprofen Tabletten Schaden angerichtet.

 
Meine Tochter wollte alleine weiterziehen, mir kamen fast die Tränen vor Stolz und Freude. Weil ich mir auch Sorgen machte, es warteten noch Schneefelder auf sie, war die Freude nicht ungetrübt.

 
Ich nahm den Bus zurück nach Innsbruck, meldete mich beim Rennleiter und erkundigte mich nach einem Arzt. Den gab es nicht, eine Sanitäterin bot mir einen Stuhl an, nahm meinen Puls, spürte die Rumpler, hatte aber kein Blutdruckgerät dabei. Alternative war ein Rettungswagen, das wollte ich aber nicht.

Ich nahm ein Taxi zurück ins Hotel, duschte, legte mich aufs Bett und der Herzschlag beruhigte sich wieder.

 Am Nachmittag fühlte ich mich wieder viel besser und lief nach einem Rundgang durch die malerische Stadt meiner Tochter vom Bretterkeller Richtung Unterberg entgegen, wo ich sie mit Patrick beim Kaiserjägermuseum antraf.

Sie hatte die gefürchteten Schneefelder dank den Leuten von der Bergrettung überqueren können, lief in Birgitz durch, auf der Mutterer Alm, in Telfes und Unterberg.

 
In Bretterkeller beendete sie das Rennen zusammen mit Patrick. Nach 52 Kilometer und 2700 Höhenmetern. Beide waren noch in der Zeit und der Rest wäre vermutlich eine Formsache geworden. Doch es war genug.

 Jetzt war es ein Vorteil, dass das empfohlene Hotel Ramada am anderen Ende der Stadt war, vom Bretterkeller dorthin waren es nur wenige Minuten.

 

Wir liefen in die Stadt und gingen nach dem Nachtessen früh zu Bett. Nicht unzufrieden und um einige Erfahrungen, Begegnungen und ein Abenteuer in Oesterreich reicher.

 



Hier mein Filmbericht:

https://youtu.be/z-2qTlp42a4

 

 Update 1:

Mein Kardiologe will ein Untersuchung mit Ultraschall und EKG durchführen, er vermutet ein intermittierendes Vorhofflimmern, das noch häufig sei bei Ausdauersportler. Eine Google Suche führt zu mehr Infos, zum Teil beruhigend, zum Teil auch weniger.

 

 Update 2: 

Noch vor der Untersuchung kam das Flimmern während eines Trainingslauf nach zwei Stunden wieder. Leider verpasste ich es, möglichst bald in einem Spital ein EKG machen zu lassen.

  Update 3: 

Die umfangreiche Untersuchung ergab beim Ultraschall nichts auffälliges, vor allem habe ich kein vergrössertes Sportlerherz. Grösser ist nicht gleich besser. Das ist daher schon mal gut.

 
Beim Belastungs EKG ging die Watt Zahl bis 300 hoch und war für die Betreuer langweilig, da nichts besonderes geschah. Blutdruck blieb auch im Bereich des Normalen.

 
Das 24 Stunden EKG wird zur Zeit ausgewertet, aber wie es so ist, ausser Herz-Stolperer fand nichts aussergewöhnliches statt.

 Update 4: 

Beim nächsten Vorfall muss ich möglich schnell ein EKG erstellen lassen, eine korrekte Diagnose ist erst danach möglich.

 
 
 

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